Schreiben in der Wüste

Reisen und Schreiben

Ich schreibe gern, ich lese gern – doch unterwegs gelingt mir beides selten.
Nach einem langen erlebnisintensiven Tag, wenn endlich der Rucksack abgeladen, das Zelt aufgebaut und das Feuer entfacht ist, genieße ich es, einmal mehr den ziellosen Blick in die Weiten des blauen oder schon schwarzen von Sternen durchwebten Himmels schweifen zu lassen. Wie Wolken ziehen meine Erinnerungen an diesen Tagen an meinem inneren Auge vorüber, kommen und gehen...
Umso dankbarer bin ich schon jetzt, wenn mein Begleiter dann sein Reisetagebuch aufschlägt, den Bleistift zückt und den Tag chronologisch und vollständig auf dem Papier festzuhalten versucht. Dankbar, weil ich später, oft nach Jahren, mit seinen geschriebenen Worten und meinen Fotos den Film zum Laufen bringen kann, der mich in meiner Rückerinnerung alles noch einmal erleben lässt. Hier bin ich Egoist: ich nehme, aber ich gebe nicht.
Viele Wüstenreisende vor mir haben ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle mühsam notiert und uns als Buch zur Verfügung gestellt. Etliche habe ich gelesen und mich darin wiedergefunden. Immer wieder geht es um die Stille, um Demut, um Emotionen, um Einsamkeit. Hier eine Auswahl davon – jeweils mit Zitaten, die mich besonders ansprechen.

Buchcover Die Wüstenfrau

Die Wüstenfrau

Carla Perrotti

Broschiert - 250 Seiten -
National Geographic Taschenbuch
Erscheinungsdatum: Dezember 2002
ISBN: 344271186X

Über Stille und Einsamkeit

Die Gehirntätigkeit reduziert sich... Ich verfalle in eine Art dumpfe Trance ... eingelullt in einer absoluten Stille. Die Welt scheint stillzustehen. Ich tauche ein in vollkommene Stille. Ich kann mich nicht erinnern, diese je mit vergleichbarer Intensität wahrgenommen zu haben. Es ist, als sei sie ertastbar, als lege sie sich wie eine wattige Wolke auf jeden Zentimeter meiner Haut. Ich führe mit lauter Stimme Selbstgespräche ..., doch der Klang meiner Stimme verhallt ohne Echo in der Leere. Es ist ein merkwürdiges Gefühl für jemanden wie mich, die ich im dicht bevölkerten Mitteleuropa lebe, in dem man selten allein ist. Nur mitten in der Wüste oder auf dem Meer ... nur dort kann man frei sein. ... weit und breit nur ereignislose Leere. Ich bin nur auf mich gestellt in einem Raum, dessen einzige Grenze der Himmel zu sein scheint. Es gelingt mir, immer länger und häufiger den Blick nach oben auf den Himmel zu richten, ohne auf den Weg achten zu müssen. Ich bin vollkommen entspannt. Es ist ein herrliches Gefühl. Nirgendwo anders auf der Welt kann man wohl wandern und gleichzeitig minutenlang in die Luft schauen. (Allein - im Gespräch mit einem kleinen Holzpüppchen) „Nur Mut, Chico. Es ist hart, aber wir können es schaffen. Hilf mir weiter, wir müssen da wie- der rauskommen.“ Die kleine Puppe starrt mich unverwandt an, so als höre sie mir zu. Ich beschließe, auch ihr einen Namen zu geben. Später mit all der zeitlichen Distanz, frage ich mich, ob mein Verhalten damals normal oder bereits Zeichen einer gewissen seelischen Ver- einsamung war.

Über die Demut

Die Wüste ist unerbittlich, aber sie hilft den Demütigen. Liegt darin das Geheimnis? In der De- mut? Nicht mit Gewalt, mit Ruhe, Ausgewogenheit und im Bewusstsein der eigenen Grenzen kommt man ans Ziel. Die Wüste ist nicht dein Feind, du musst sie nur so nehmen wie sie ist. Das letzte Wort hat stets die Natur. (In diesem Falle die Wüste). Wenn sie sich verweigert, dann kann ich, eine schwache Frau, verloren in der Unendlichkeit dieser Weiten, das Steuer auch nicht herumreißen. Warum sich Sorgen darüber machen, was geschehen könnte? Ich ziehe es vor, entspannt und gelassen alles auf mich zukommen zu lassen, mich in das mir vorbestimmte Schicksal zu ergeben. Die Erfüllung unserer Bestimmung in Demut und ohne Zorn zu akzeptieren, ist auch ein Sieg.

Über die Wüste

(Der Einbruch der Dunkelheit ...) ist die einzige Phase zwischen Tag und Nacht in der sich der Lebensrhythmus in der Wüste plötzlich beschleunigt. "Was die Wüste will, das nimmt die Wüste", sagen die Tuareg.

Über das Gleichgewicht und die eigene Kraft

Die Welt um mich herum scheint sich im Gleichklang mit mir zu drehen, alles ist Lot, so als fügten sich die Steine eines besonders komplizierten Puzzles mit einem Mal mühelos zu einer Einheit zusammen, in der auch ich den mir bestimmten Platz gefunden habe und wo ich mit dem Rest der Welt in vollkommener Eintracht existieren kann. ... Überhaupt scheint die Balance zwischen uns und unserer Umwelt das Geheimnis zu sein, wie man an Geist und Seele bereichert die schwierigsten Bewährungsproben des Lebens übersteht. Und eigentlich ist es gar nicht so schwer, diesen Zustand zu erreichen. Es genügt, sich von lieb gewordenen Vorbehalten zu befreien, offen zu werden für alles, was von außen an uns herangetragen wird, es zu akzeptieren, auch wenn es gelegentlich nicht unbedingt gleich einleuchtend erscheint. Haben wir dies erkannt, wie viel leichter ist es doch, die Hürden zu nehmen, die das Leben für uns bereit hält. Dieses innere wie äußere Gleichgewicht ist für mich das, was die Welt in ihren Fugen hält. Fehlt es aus irgendeinem Grund, herrscht Chaos.

Über Emotionen

Nur die Wüste weckt Gefühle von dieser Intensität. Wie könnte man etwas nicht lieben, das es uns erlaubt, Gefühle von dieser Intensität zu erfahren? Nie sehne ich ein schnelles Ende (meiner Wanderungen) herbei oder spule meine Projekte einfach nur ab. An dem Tag, da der Weg nicht mehr mein Ziel ist, ist es wahrscheinlich Zeit damit aufzuhören. Ich darf sagen, dass ich jede Minute bewusst erlebe, im Guten wie im Bösen, denn in jeder Situation lerne ich etwas, das mich bereichert, mir Antrieb ist, weiterzumachen, meine Neugier auf den nächsten Augenblick beflügelt. Nicht vor den erstbesten Schwierigkeiten kapitulieren. Es ist ein schonungsloser Schlagabtausch mit mir selbst ... Die harte Bewährungsprobe, die mich erwartet, schreckt mich nicht mehr. Ich bin sowohl physisch als auch psychisch erschöpft, und dennoch zufrieden. Unbewusst kommen mir die Tränen. Dennoch bin ich nicht traurig. Die Tränen sind nur Ausdruck all meiner Schwäche und Verwundbarkeit. Ich weiß, dass ich den Mächten der Natur hilflos ausgeliefert bin. Meine einzige Chance ist es, negative Gedanken auszuschalten, (die Natur) nicht als Feind, sondern als Verbündeten für mein Vorhaben zu sehen, für ein Abenteuer, das ich bis zuletzt auszukosten gedenke. Während meiner häufigen Reisetätigkeit habe ich gelernt, dass es nur eine Methode gibt, schwierige Momente zu überwinden: positiv denken, negative Gedanken ausschalten.

Über Sieg und Niederlage

(Wüstenwanderungen) sind eine ständige Entdeckung der Welt und der eigenen Persönlichkeit. Sie zeigen uns unsere Grenzen auf und geben uns die Möglichkeit, sie weiter zu stecken. Sinnlose, übertriebene Risikobereitschaft ist damit jedoch nicht gemeint. Wenn es nur noch darum (Risiko) geht, ist die nötige Ausgewogenheit nicht mehr gegeben. Und wie leicht kann dann alles außer Kontrolle geraten. Wie oft habe ich mich dahingehend geprüft, wie ich wohl auf einen möglichen Misserfolg reagieren würde. Dabei ist mir klar geworden, dass echte Stärke im Verzicht liegt, sobald der Wunsch weiterzumachen in keinem akzeptablen Verhältnis zur Gefahr steht. Man sollte wissen, wann es Zeit ist, aufzuhören. Den wahren Sieger erkannt man daran, wie er verliert. Zweifellos ist es wesentlich schwieriger, eine Niederlage anzunehmen als den Sieg. Der Sieg ist berauschend, Verlieren tut weh. Doch im Augenblick der Niederlage lernt man unbesiegbar zu werden.

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 Cover In mir schlägt das Herz der Wüste

In mir schlägt das Herz der Wüste

Debi Holmes-Binney

Broschiert - 270 Seiten -
Ullstein Tb
Erscheinungsdatum: Juli 2003
ISBN: 3548364330

Über Stille und Einsamkeit

Ich bleibe in der tiefsten Stille zurück, die ich je erlebt habe, einem so überwältigendem Schweigen, dass ich innerhalb von drei Sekunden begreife, warum man die Abwesenheit von Schall als ohrenbetäubend empfinden kann. Jetzt bin ich wirklich allein.

Warum hört man kein Vogelgezwitscher? Dieses Schweigen ist unnatürlich.

Hier in der Wüste ist die Stille beinahe überwältigend. Schlimmer noch ist die Leere.

Es muss sehr tiefe Stille herrschen, bis man seinen eigenen Herzschlag hört.

Dieser Ort ist so ruhig, dass ich fast den Verstand verliere.

Ich habe keine Ahnung, wie viel Isolation der Verstand erträgt, bis er zerbricht.

(Rätselhafte Geräusche hören) Phantomgeräusche. Die Ohren sind nicht daran gewöhnt "nichts" zu hören. Überall ... hat etwas Lärm gemacht und wenn nur im Hintergrund. Fast ständig reizt etwas das Gehör. Aber hier ... wenn der Wind nicht weht und alles vollkommen still ist, wissen die Ohren nicht, was sie damit anfangen sollen. Also kompensiert das Gehirn die Situation und macht genau die Geräusche, an die die Ohren gewöhnt sind. Wenn man lange genug hier bleibt, passt sich das Gehirn an und hört auf, Geräusche zu empfinden.

... als wüsste auch der Körper, dass der menschliche Geist nicht für die absolute Einsamkeit geschaffen ist.

Manchmal können wir die Antwort auf Fragen - wo immer sie herkommen mögen - nur an einem ruhigen Ort hören.

Über die Wüste

... eine Welt, die fremdartiger ist als alles, wo ich je gewesen bin.

Über Emotionen

Ich fühle mich, als wäre ich durch einen Tunnel in eine andere Zeit gefallen.

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 Cover Der Alchemist

Der Alchimist

Paulo Coelho

Gebundene Ausgabe - Diogenes Verlag, Zürich
Erscheinungsdatum: Januar 1996
ISBN: 3257061269

Über die Wüste

Die Wüste ist so gewaltig, die Horizonte sind so fern, dass man sich sehr klein vorkommt und vor Ehrfurcht verstummt.

Über Emotionen und Gedanken

(So ist es die wahre Liebe:) Die Dünen verändern sich mit dem Wind, aber die Wüste bleibt dieselbe.

Vielleicht konnte die Wüste ihm die Liebe ohne Besitzanspruch erklären.

Vielleicht erschuf Gott die Wüste nur, damit sich die Menschen an den Dattelpalmen erfreuen sollen.

Über die Demut

Warum sollte mich nicht auch die Wüste etwas lehren? Sie scheint mir noch älter und weiser zu sein.

Wer in die Wüste geht, kann nicht umkehren, antwortete der Kamelführer, Wenn es kein Zurück gibt, müssen wir die beste Möglichkeit finden, vorwärts zu kommen. Alles Weitere überlassen wir Allah, einschließlich der Gefahr.

Über Stille und Einsamkeit

(Innerhalb der Oase)...war die Stille der Wüste wie ein Traum, die Menschen redeten ohne Unterlass, lachten und schrien, als seien sie aus der Geisterwelt wieder in die Menschenwelt zurückgekehrt.

Über das Gleichgewicht und die eigene Kraft

Ich habe die Karawane auf ihrem Marsch durch die Wüste kennengelernt. Sie und die Wüste sprechen die gleiche Sprache, und darum darf sie diese auch durchqueren. Die Karawane überlegt sich jeden Schritt, um auch ja mit der Wüste im Einklang zu sein, und wenn sie es ist, dann wird sie auch die Oase erreichen. Wenn einer von uns hierherkäme, mit sehr viel Mut, jedoch ohne diese Sprache zu beherrschen, dann würde er schon am nächsten Tag sterben.

Ich konnte beobachten, wie die Führer die Zeichen der Wüste erkennen und wie die Seele der Karawane sich mit der Seele der Wüste verständigt.

Man darf nie erschlaffen, selbst wenn man schon so weit gekommen ist, Man muss die Wüste lieben, darf ihr aber nie ganz vertrauen. Denn die Wüste bedeutet für jeden eine Prüfung: Sie tötet den, der sich ablenken lässt und nicht jeden Schritt überlegt.

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 Cover Karawane ohne Wiederkehr

Karawane ohne Wiederkehr

Bruno Baumann

Gebundene Ausgabe - 317 Seiten -
Malik Verlag
Erscheinungsdatum: Oktober 2000
ISBN: 3890291775

Über die Wüste

Die Sandoberfläche präsentierte sich so jungfräulich wie bei der Schöpfung. ... keine Markierungen, keine vorgezeichneten Wege, nicht die geringste Spur, nur eine Richtung. Sie hieß Westen.

Das Wasser war zweifellos unsere Lebensversicherung.

Uns stockte der Atem beim Anblick, der sich uns bot. Keinen Trost fürs Auge. Nur Sand, so weit das Auge reichte, nichts als gestaffelte Wanderdünen. Fast andächtig standen wir da. Keiner sprach ein Wort, jeder hing seinen Gedanken nach. Die Augen fanden keinen Halt mehr, nichts, woran sich der Blick festklammern konnte. Es war die perfekte Wüste, von einer Dimension, die sich erst begreifen lässt, wenn man sie betritt.

Der Baum in der Wüste als Metapher für Leben und Tod, Werden und Vergehen.

Über Emotionen

Es ist schwierig, in Worte zu fassen, was es ist, das so tief in die Seele greift, wenn man diese Landschaft betritt. Ist es die absolute Stille, die hier herrscht? Oder die Einfachheit der Farben und Formen, die auf den Geist eine läuternde Wirkung ausüben? Dabei kam nie ein beklemmendes Gefühl auf, sondern ich fühlte mich geborgen und genoss es, Gedanken fortspinnen zu können, ohne Störung, ohne sinnlosen Lärm, während die Füße liefen.

Ich fühlte mich allein und verloren, hineinversetzt in eine Welt, in der der Mensch lediglich ein flüchtiger Gast sein kann. Nur in Bewegung bleiben, hämmerte ich mir ein. Stillstand hätte den Tod bedeutet.

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Buch Im leeren Viertel

Im leeren Viertel

Bruce Kirkby

Broschiert - 288 Seiten - Piper
Erscheinungsdatum: April 2003
ISBN: 3492238653

Über Stille und Einsamkeit

Eine wundervolle Stille umgab uns.

Über die Wüste

Ich öffnete die Augen, blickte um mich und genoss die ungeheure Grösse und Schönheit des Landes, durch das unsere Karawane langsam dahinzog.

Wie jeden Abend säumte unmittelbar nach Sonnenuntergang ein ausgefranster Ring von ins Rötliche spielendem Violett den gesamten Horizont, eine letzte Erinnerung an die Majestät der Sonne. Ich hatte nie etwas Vergleichbares gesehen.

Die Gefahren der Wüste sind kaum wahrzunehmen, aber gnadenlos.

Sandsturm: Die Gewalt der Natur war umwerfend. Ein Sturm hat etwas Fundamentales. Er hat den gleichen Reiz wie ein Blick hinaus auf den Ozean oder das Hocken um eine Feuerstelle. Vielleicht reicht das tief in unser kollektives Bewusstsein zurück; Generationen unserer Ahnen waren von den gleichen Anblicken bewegt worden.

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 Buch Soehne der Wueste

Söhne der Wüste

Hans-Christian Huf / Werner Fitzthum

Gebundene Ausgabe - 352 Seiten -
Econ Ullstein-Heyne
Erscheinungsdatum: 2002
ISBN: 3430148715

Über die Wüste

Wüste - das ist Hitze und Trockenheit, Glut und Sturm, Abenteuer und Faszination. Wüste - das ist auch Stille, Sand und Stein. Der Blick in die Wüste stösst nie an Grenzen, verliert sich in der Weite, ohne Bezugspunkt und Ende. Flimmernde Leere, fliessende Horizonte, kalte und sanfte Nächte.

Wüste macht süchtig.

Über Emotionen

Was führt den Menschen in die unbekannte Weite der Wüste? Eine Spurensuche nach Ursprünglichkeit, die uns immer von neuem in die unberührte Welt des Schweigens lockt? Getrieben von einer bizarren Faszination für das Abweisende, das Unwirtliche?

(Sonnenuntergang) Vor dieser grandiosen Kulisse erscheint alles andere klein und unbedeutend - der viel beschworene Zauber der Wüste zieht uns in seinen Bann. Man möchte meditieren, vielleicht sogar beten, und für einen Augenblick wird die Wüste selbst zur Göttin.

Wer in die Wüste geht, wird nicht der bleiben, der er vorher war, sagt ein arabisches Sprichwort.

Wer sich einmal wirklich in die Wüste hineingewagt hat, den zieht es immer wieder dorthin zurück.

Wir verbringen die Nacht im Freien und erleben die Wüste von einer ihrer wunderschönsten seiten. Der Nachthimmel über uns erscheint in einer unglaublichen Klarheit und Tiefe, die Milchstrasse, bestehend aus Milliarden und Abermilliarden von Sternen, zieht sich quer durch die Unendlichkeit des Weltraums. Die Helligkeit und Pracht der Milchstrasse ist einzigartig. Versunken in die unendliche Tiefe des Weltraums, fühlt man sich auf einmal sehr ruhig, sehr leicht, scheint fast zu schweben. Alle Probleme des Alltags sind verschwunden. So sollte es sein, wenn plötzlich die Zeit stehen bliebe hunderttausend Jahre könnte man so liegen an ein und derselben Stelle, mit diesem Blick ins All.

Über Stille und Einsamkeit

Wenn wir stehen bleiben, herrscht absolute Stille. Eine beängstigende Stille. Es gibt nur ein Mittel gegen das unendliche Schweigen der Wüste - weitergehen.

Wie es kommt, weiss ich nicht; doch sicher ist, dass mich mehr als jeder andere Teil der Erde die Wüste entzückt, mit ihrer grossen Einsamkeit, mit ihrer tiefen Stille, wenn die Luft ruhig ist, mit ihrem Klagegeheul, wenn der Sturm sie durchtobt. Mit ihren seltsamen, zu ganzen Bergketten angehäuften Flugsandmassen. Aber es ist kein Kinderspiel, durch diese seltsamen Labyrinthe zu ziehen... (wird Sven Hedin zitiert).

Über Sieg und Niederlage

Fernab von allen Eingriffen des Fortschritts strahlt die Wüste jedes Mal aufs Neue eine ungeheure Kraft aus, die den Menschen unerbittlich daran erinnert, dass er "den grossen Feldzug gegen die Wüste" auf Dauer nicht gewinnen kann: Die Wüste wird siegen!

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National Geographic 12-2002

Auf der Straße der Sklaven

John Hare

in: National Geographic – Deutschland
Dezember 2002
Seite 102 ff

Über Stille und Einsamkeit

Abends legen wir uns ... schlafen, umgeben von einem endlosen Sandmeer, während sich über uns das majestätische Panorama der funkelnden Sterne entfaltet. Alles ist ruhig und still wie die Stille vor der Schöpfung. Außer uns ... scheint es nichts auf der Welt zu geben.

Über die Wüste

... strahlen die Monotonie des Immerwährenden aus.

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 National Geographic 02-2003

Die grosse Stille

Bruno Baumann

in: National Geographic – Special - Deutschland
Best Of
Februar 2003
Seite 6 ff

Über Stille und Einsamkeit

Vom ersten Schritt an war ich von dem Sandmeer fasziniert. Zuerst war es eine Stille, die ich nicht kannte. ... zu Hause ... gab es immer und überall Geräusche. Hier nicht. Hier herrschte absolute Stille. Ich hielt an, lauschte, vernahm aber nichts außen als den eigenen Atem. Anfangs empfand ich es als beklemmend, später jedoch, als ich mich daran gewöhnt hatte, als befreiend.

Über die Wüste

Die Welt, in der ich mich bewegte, hatte sich reduziert auf zwei wesentliche Elemente: Sand als Endprodukt von Materie und darüber der Himmel, meistens ein stählernes Blau. Diese Reduktion bedeutete keine Eintönigkeit, im Gegenteil, alles veränderte sich ständig als wäre es ein lebender Organismus.

Über Emotionen und Gedanken

Wer aus der Wüste zurückkommt, ist reicher, aber auch einsamer. Denn die Zahl derer, die einen verstehen können, ist kleiner geworden.

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Buch Weit weg vom Rest der Welt

Weit weg vom Rest der Welt

Andreas Altmann

Broschiert - 122 Seiten -
Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 1996
ISBN: 3499137798

Über Stille und Einsamkeit

Die Einsamkeit als Trip, als heftiger, herzschlagtreibender Thrill.

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 National Geographic 02-2003

Nur Stein und Sand

Donovan Webster

in: National Geographic – Special - Deutschland
Best Of
Februar 2003 Seite 70 ff

Über die Wüste

Es ist eine Welt von einer schroffen und doch heiteren Schönheit.

Sie hat ihren Namen von „sahra", dem arabischen Wort für „Wüste".

Die Ténéré: In der Sprache der Tuareg bedeutet dieser Name „Nichts".

Die Ténéré ist ... mit ihren gerundeten, beigen Konturen atemberaubend schön.

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Buch Reise nach Timbuktu

Reise nach Timbuktu

Mark Jenkins

Broschiert - 285 Seiten -
Sierra Taschenbuch
Erscheinungsdatum: Mai 2001ISBN: 3894051140

Über Emotionen und Gedanken

Dekadenz ist verführerisch. Das kann dich innerhalb von Tagen weich klopfen. Nicht deinen Körper, sondern deinen Geist. Es ist, als ob dir ein Dämon ins Ohr flüstert. Bis du dich fragst, was du überhaupt hier verloren hast. Was für einen Sinn soll das haben?

Ich drehe mich um und mache meinen Rucksack auf. Ich habe zehn Orangen. Ich darf nicht zu viel geben. In der Wüste ist die Verpflichtung, in gleicher Münze zurückzuzahlen, unabänderlich, manchmal tödlich. Ich nehme vier Orangen heraus, mache den Rucksack zu und hocke mich neben ihn. Ich schneide jede Orange mit meinem Taschenmesser in zwei Hälften, lege vier Hälften vor ihn hin und lasse die anderen vier Hälften vor mir liegen. Es ist meine Darbringung, und er kann es nicht ablehnen.

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 National Geographic 02-2003

Ägyptens Hoffnung: Die Wüste

Farouk El-Baz

in: National Geographic – Special - Deutschland
Best Of
Februar 2003
Seite 128 ff

Über Stille und Einsamkeit

In diese Dünen hineinzuwandern ist furchteinflössender als das Hineinwaten in ein unbekanntes Meer. Die Stille kann unendlich sein. Kollegen sagten mir, vor lauter Stille hätten sie fast Ohrenschmerzen bekommen.

 

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 Buch Durch Asiens Wuesten

Durch Asiens Wüsten

Sven Hedin

2 Bände
F.A.Brockhaus
Leipzig 1899

Über die Wüste

Und dennoch sehnte ich mich wieder nach der Wüste; ich glaubte, geheimnisvolle Stimmen zu hören, die mir aus den Tiefen zuriefen: „Komme heim!"

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Buch Brunnen der wueste

Die Brunnen der Wüste

Wilfried Thesiger

Gebundene Ausgabe - 381 Seiten - Malik Verlag
Erscheinungsdatum: März 2002
ISBN: 3890292259

Über die Wüste

Ich schaute in die Runde und suchte instinktiv nach einem Fluchtweg. Meine Sichtweite wurde durch nichts begrenzt. Irgendwo in der äußersten Ferne verschmolz der Sand mit dem Himmel, doch in dieser Unendlichkeit des Raumes konnte ich nichts Lebendiges erblicken...

Die großen Beduinenstämme ... hätten jederzeit die schwächeren Ackerbauern am Rand der Wüste enteignen und ihre Äcker übernehmen können. Statt dessen lebten sie weiter als Nomaden in der Wüste. Dies war das Leben, das sie liebten. Nur in der Wüste, sagten sie, kann ein Mann seine Freiheit finden.

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 Buch Geboren mit Sand in den Augen

Geboren mit Sand in den Augen

Mano Dayak

Broschiert - 223 Seiten - Unionsverlag Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 1997
ISBN: 3293201199

Über die Wüste

Die Tage, die Monate und die Jahre haben (in der Wüste) keine Bedeutung. Nur die Stunden des Tages zählen:
"Dinidj Alwaq", der magische Augenblick kurz vor Sonnenaufgang, wenn die Wüste alles leben und jede Bewegung in der Schwebe ruhen lässt. Die Farben, die Menmschen und die Tiere schlafen, noch ruht die Welt zeitlos...
"Almaz", Geburt der Nacht, der geheimnisvolle Augenblick, wenn sich die Herzen mit Sehnsucht füllen. Die untergehende Sonne entflammt den Himmel, und seine Farben werden von der Wüste widergespiegelt...
"Amer Yane", Mitternacht, die Stunde, in der der Sand und die Wadis atmen und der Himmel mit seinen Milliarden Sternen die Wüste beseelt.

Die Sonne heftet unsere Schatten auf den Sand, und ihr Hitzeschild überzieht gnadenlos den Himmel.

Aman Iman: Wasser ist Leben, Wasser ist die Seele, Wasser spendet Leben, und alles hängt vom Wasser ab.

Die Sahara überhöht Verdienste und verschlimmert Fehler. Zu ihr reisen nur Menschen, die das Licht suchen.

Die Wüste wird immer stärker sein als der Mensch. Er muss sich der Wüste anpassen, sie verstehen, ihr zuhören, wenn er überleben will.

Über die Wüste

... eine Welt, die fremdartiger ist als alles, wo ich je gewesen bin.

Über Stille und Einsamkeit

Die Wüste ist es, die mich das Zwiegespräch mit der geheimnisvollen Unendlichkeit lehrte. Die Wüste, das ist das Geheimnis des Windes, der die Dünen vor sich hertreibt und ihnen die seltsamsten Formen mit den reinsten Linien verleiht.

Über Emotionen und Gedanken

Ich wurde mit Sand in den Augen geboren.

Vor diesem Ineinander von Sand und Wind bekam das Leben eine ganz andere Dimension. Mein Körper existierte nicht mehr. Er schloss Frieden mit meiner Seele. Ich erlebte etwas Heiliges.

Meine Gedanken werden unscharf. Nur die Rillen, die der Wind in den Saum der Dünen gegraben hat, dienen mir als Wegmarken. Sie begegnen sich, kreuzen sich, bewegen sich sanft auf und ab. Wohin führen sie? Nirgendwohin.

Die Wüste ist für mich aussergewöhnlich schön und rein, erschütternd und bezaubernd zugleich. Wenn ich ihr gegenüberstehe, führt sie mich auf die erregende Reise in mein eigenes Ich.

Die Wüste, das sind alle Geheimnisse zugleich, viele Ursachen des Erstaunens.

Was kann ein Mensch sich noch wünschen, wenn er das Privileg hat, jeden Abend unter einem schützenden Himmel einzuschlafen, unter einem Himmel, der von Millionen Sternen übersät ist, die leuchten, um seine Träume zu erhellen?

Die Wüste, das ist (..) eine tiefe und absolute Leidenschaft, das sind Bilder, die uns zu nehmen selbst der Tod niemals vermögen wird. Die Wüste scheint ihrem Bewohner ewig, und sie schenkt diese Ewigkeit dem Menschen, der sich ihr verbunden fühlt.

Über die Demut

Die Wüste kann man nicht lehren. Man muss sie leben, und sie tötet alle, die keine Achtung vor ihr haben.

Man muss, um hier (in der Wüste) zu leben, ebensoviel Selbstbescheidung wie Mut aufbringen.

Über das Gleichgewicht und die eigene Kraft

Die Wüste kann man nicht mit Worten beschreiben. Man muss sie leben. Nach dem Bild der Landschaft, in der er lebt, ist der Tuareg geformt, er fordert sich Bescheidenheit ab, um zu überleben, aber auch Strenge und Stärke, um sich zu verteidigen.

In der Wüste ist das Leben ständig so bedroht, dass man vieles als Fügung des Schicksals hinnehmen muss: den Tod eines Menschen, eine unheilbare Krankheit, den tödlichen Unfall mit einem Kamel, das Versiegen der Brunnen und das qualvolle Austrocknen der Körper als Folge des Durstes. Diese Schicksalsgläubigkeit ist weder ein Mangel an Sensibilität, noch ist sie ein Zeichen von Resignation; sie erlaubt es, die Tragödien mit Würde zu ertragen, wenn man nichts tun kann, um sie zu verhindern. Man muss sein Leid still ertragen, mit erhobenem Kopf.

In einer Landschaft, der man alles abgewinnen muss, hat die Illusion keinen Platz. Was zählt ist ein klarer Verstand, denn der fordert, dass man sich selbst vergisst und dass man Vorsicht walten lässt.

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Buch Magische Wuesten

Magische Wüsten

Achill Moser

Gebundene Ausgabe - Bruckmann
Erscheinungsdatum: Oktober 2000
ISBN: 376543549X

Über Emotionen und Gedanken

Darüber hinaus ändern sich in der Wüste nicht nur die eigenen Wertvorstellungen, sondern auch die Strukturen des gewohnten Denkens. In der grenzenlosen Leere, wo es kein Gestern und kein Morgen gibt, sondern nur Gegenwart, denkst du ausschliesslich an die nächsten Schritte, und an die Szenerie, die sich dir gerade bietet. Hier gibt es nichts, was dich ablenkt. Logik und Wissen verblassen. Statt dessen dominieren Empfindungen und Gefühle. So wird die Wüste zur „Denklandschaft", in der sich der eigene „Gedankenhorizont" verändert.

Das sind Augenblicke im Wechselbad der Gefühle, in denen man sich fragt: Worin liegt eigentlich die magische Verlockung der Wüste? Ist es die meditative Weite, die unwirtliche Schönheit, die geheimnisvolle Stille, die Begegnung mit der fernen Vergangenheit, das archaische Lebensgefühl, das glasklare Gesprenkel der Milchstraße? Ist es vielleicht sogar jene abweisende Fremdheit, deren Beklemmung Zauber ist? Oder ist es die Spannung des Ungewissen, gar die hoffnungsvolle Nähe Gottes? All das (...) hat mein Leben und Denken entscheidend geprägt und verändert. Vor allem habe ich erfahren, dass die Wüsten in uns selbst zeigen, wer wir sind.

Jeder Wüstenreisende „wird für immer, mehr oder weniger deutlich, das Zeichen der Wüste, das Zeichen des Nomaden tragen; und er wird immer das Heimweh nach diesem Land spüren, leise und brennend, je nach seiner Veranlagung.


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 Buch Mare No 45

Mare - No.45

Die Zeitschrift der Meere
August/September 2004

Über die Wüste

Wogendes Land – wo das Meer keinen Einfluss hat, ist Wüste. Wo keine Wolken aufziehen und kein Regen fällt, ist Ödnis. Land verdörrt, Erosion schleift Stein, Wind türmt Sand zu spektakulären Dünen. In seiner Weite, seiner Gleichförmigkeit, seiner lebensfeindlichen Energie erscheint das Land nun wie die Ozeane.

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Buch Tuareg

Tuareg

Alberto Vazquez-Figueroa

Broschiert - Goldmann
Erscheinungsdatum: Januar 1989
ISBN: 3442091411

Über Emotionen und Gedanken

In der Sahara hatte jeder Mensch die Zeit, den Frieden und die geeigneten Lebensumstände, um zu sich selbst finden zu können. Er konnte den Blick auf die Ferne, aber auch auf sein Inneres richten, die ihn umgebende Natur betrachten und über all die Dinge nachdenken, die er nur aus den heiligen Büchern kannte.

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 Buch Wuestenfreunde

Wüstenfreunde

Bettina Obrecht

Gebundene Ausgabe- Oetinger
Erscheinungsdatum: Juli 2002
ISBN: 3789169528

Das Kamel und der Esel lebten zusammen in der Wüste. Sie teilten sich Arbeit und Futter: Tagsüber schleppten sie schwere Lasten und abends knabberten sie am bitteren Wüstenkraut. Tagsüber brannte die Sonne auf ihr Fell und nachts wurde es so kalt, dass sie sich eng aneinander kuschelten. Um Hunger und Kälte zu vergessen, erzählten sie einander Geschichten. Das Kamel hörte am liebsten die Geschichte von der Zukunft, in der es keinen Hunger und keine Kälte mehr geben würde.
Eines Nachts sagte es zum Esel: " Ich will nicht mehr länger auf diese wunderbaren Zeiten warten. Gleich morgen gehe ich zum Marabu und frage ihn, wann die Zukunft anfängt .... "

Kurzbeschreibung

Traumhafte Bilder und eine warmherzige Geschichte: Ein Kamel sucht seinen besten Freund ... Jede Nacht kuscheln sich das Kamel und der Esel eng aneinander und träumen vom Paradies. Eines Tages aber will das Kamel nicht mehr träumen. Es macht sich auf den Weg durch die Wüste. Dabei trifft es das Pferd, die Kobra und einen Buckligen. Mit allen hat es etwas gemeinsam, aber es reicht nicht, um gute Freunde zu werden. Dabei hat das Kamel seinen besten Freund schon lange gefunden - aber das merkt es erst, als ganz am Ende, in der blühenden Oase, plötzlich der Esel wieder auftaucht ...

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Buch Abenteuer in der Wueste

Abenteuer in der Wüste

Isabelle Eberhard

Gebundene Ausgabe - Gerstenberg
Erscheinungsdatum: September 2004
ISBN: 3806729220

Über die Wüste

Die Offenbarung einer Seele - (ich) beobachtete den endlos fliessenden Sand der gräulichen Düne, wie weisse Wellen eines stillen Ozeans.

Dort haben die Winde des Himmels freies Spiel, sie bauen Hügel, graben Täler, reissen Abgründe auf und schaffen, je nach der Laune des Tages, neue vergängliche Landschaften.

Und jeden Tag stieg dieselbe unerbittliche Sonne am Himmel auf, um der Erde ihre letzte Feuchtigkeit zu entziehen und ihr eifersüchtig zu verbieten, ausserhalb ihrer eigenen launischen Spiele in den opalen Morgen- und den purpurn vergoldeten Abendstunden ein eigenes Leben zu leben.

Langsam steigt die Sonne auf. Sie schwimmt in einem Ozean aus karmesinroten Lichtern, die unmerklich mit dem grünen Gold des Zenith verschmelzen.

Dennoch gibt es Landschaften, die der Tyrannei der Zeit zu entrinnen scheinen und sich fast unberührt erhalten: sie allein sind in der Lage, auch den mattesten Seelen jenen Schauder und jene Trunkenheit zu geben, die sie auf immer verloren glaubten.


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 Buch GeoSaison

Wüstenwandern

Lemmens (Fotos), Thomma (Autor)

GeoSaion - Das Reiemagazin
Februar 2006
Seite 122 ff

Über Stille und Einsamkeit

Die Wüste ist ein Planet der Stille.

Über die Wüste

Wer die Sahara einmal betreten hat, heißt es, kommt nie mehr von ihr los. Weil sie fast alles verweigert. Und so vieles gibt.

Die Wüste ist eine Sanduhr. Hier verrinnt die Zeit mit einer Gleichmäßigkeit, die von nichts und niemandem unterbrochen wird.

Wandern in der Wüste ist auch ein somnambuler Trip durch eine andere Galaxis.

Die Wüste ist eine Leinwand. Ständig malt sie neue Bilder, wild-archaische und sentimental-kitschige, je nach Boden, Bewuchs, Licht und Wind. Es sind Bilder von Weite und Einsamkeit, auf denen der Horizont sich in die Unendlichkeit verschiebt.

Über Emotionen und Gedanken

Die Monotonie des Wanderns befreit die Gedanken.

Es ist nicht verwunderlich, dass einem merkwürdige Gedanken kommen.

...es beschleicht da dieses Ich-bin-nur-ein Wurm-im-Universum-Gefühl und ... stellt sich die Frage: Ist da draussen wer?

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Buch Die Salzkarawane

Die Salzkarawane

Werner Gartung

undene Ausgabe: 269 Seiten
Verlag: Reise Know-How Verlag Hermann;
Auflage: 2., überarb. Aufl. (September 2003)
ISBN: 389662380X

Über Emotionen und Gedanken

Ich bin gelassen geworden, offen für alle Eindrücke. Und während sich die Hornhaut von meiner Seele löst, bilden sich Schwielen an meinen Füßen.

Die Gedanken kommen und gehen, sie bedrängen mich nicht. Ich bin hier manchmal einsam, aber durch die Gemeinschaft niemals vereinsamt. Einsam sein macht stark, Vereinsamung drückt nieder.

Es fällt mir schwer, dieses gelbe Nichts auszufüllen. Seit Kindheit sind wir gewohnt, immer wechselnde Bilder vor Augen zu haben. Hier fällt der Blick einfach weg, ins Leere. Die Zeit vergeht wie verrinnender Sand. Wir brauchen hier keine Krücken, sie zu messen und zu strecken, sie aufzuhalten. Es gibt keine Trugbilder, keine Illusionen, keinen Platz für Selbstbetrug. Deshalb haben so viele vor der Wüste Angst.

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Verschiedene Autoren

Gerald Du Gaury

Die Liebe zur Wüste scheint auf den ersten Blick wider alle Vernunft; doch kraftvolle Männer zieht es instinktiv dorthin, und wer sie einmal erlebt hat, kommt nicht mehr von ihr los.

Paul Shepard in „Man in the Landscape"

In die Wüste gehen Propheten und Einsiedler; durch die Wüste Pilger und Verbannte. Hier haben die Leitfiguren der großen Weltreligionen die spirituellen Werte des Rückzuges gesucht. Nicht, um zu fliehen..., sondern die Wirklichkeit zu finden.

Franz Kafka

Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen.

Paul Bowles (über das Erlebnis, allein in der Wüstennacht zu stehen)

Es ist ein einzigartiges Gefühl und hat nichts mit Einsamkeit zu tun, denn Einsamkeit setzt Erinnerung voraus. Hier, in dieser ganz und gar mineralischen Landschaft, die von Sternen wie Leuchtkugeln erhellt ist, verschwindet selbst die Erinnerung, bleibt nichts als der eigene Atem und der eigene Herzschlag. Ein seltsamer und keineswegs angenehmer innerer Umgestaltungsprozess setzt ein, und man hat die Wahl dagegen anzukämpfen und darauf zu beharren, derjenige zu bleiben, der man immer war, oder den Dingen ihren Lauf zu lassen. Denn niemand, der eine Weile in der Sahara war, ist noch ganz so, wie er herkam

Sven Hedin

Von Zeit zu Zeit braucht jeder Mensch ein Stück Wüste.

Antoine Saint-Exupéry

Die Wüste ist die schönste und traurigste Landschaft – Der Kleine Prinz

Landschaften, in denen man vor Durst und Traurigkeit sterben könnte. In der Wüste fühlt man die Zeit verstreichen. Eine Zeit, die ihre Bedeutung verliert.

Diese Wüste lebt, das sage ich euch. Diese Leere, dieses Schweigen ... sind bewegter als Volksgedränge auf offenem Markt.

... denn es ist mit einem Brunnen in der Wüste wie mit einer Gabe, die nie völlig vorausberechnet, nie völlig versprochen wurde.
(in „Botschaft der Wüste")

Er wird schon merken, dass er die wahren Reichtümer hier in der Wüste besessen hatte: den Sand, die Nacht, die Stille, die Heimat von Wind und Sternen
(in „Wind, Sand und Sterne")

Der freie Horizont schien sich vor einem zu öffnen und ein Band ums Herz zu lösen.

Guillermo Chong Diaz (Atacamaforscher)

Wer hier in der Wüste kein Ziel hat, der ist verloren. Die (Wüste) Atacama ist lebensfeindlich, aber sie ist keine Mörderin. Sie wird Dich nicht umbringen, wenn du nicht leichtfertig bist.

Johannes Muron

Hier treiben die Gedanken in die Grenzenlosigkeit, und doch ist ungewiss, ob ich die ungeheure Wüste besser mit dem verlorenem Blick begreife oder mit der fühlenden Hand, durch die der Sand rieselt, der die Wüste bildet ... es gibt hier Stunden, da Sandflüstern stärker ist als Grübeleien eines Europäers.

Gisbert Greshake

Besser sollte man sagen: die Wüste setzt nicht nur neue Maßstäbe, sie ist in ihrer Grenzenlosigkeit und Unermesslichkeit selbst der neue und allein zuständige Maßstab.

Ryszard Kapuscinski

(Die Sahara) ...hat etwas Metaphysisches, Transzendentes. In der Wüste reduziert sich der Kosmos auf ein paar Elemente. Es gibt nichts zwischen Dir und Gott, zwischen Dir und dem Weltall.

 

Freya Stark

(über den Jol im Jemen): Der freie Horizont schien sich vor einem zu öffnen und ein Band ums Herz zu lösen.

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 Buch Gehen in der Wueste

Gehen in der Wüste

Otl Aicher

Gebundene Ausgabe - 180 Seiten -
Fischer
Erscheinungsdatum: 1983
ASIN: B0052P196C

In Vorbereitung

Zitate folgen zu einem späteren Zeitpunkt.
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Buch Bocanegra

Bocanegra

Alberto Vázquez-Figueroa

Taschenbuch - 255 Seiten -
Goldmann
Erscheinungsdatum: 2001
ISBN: 978-3442448517

Über die Wüste

Bocanegra empfand die von der sengenden Sonne gepeinigte Wüste als abweisendste und unbarmherzigste Gegend der Welt.

Vom Abschiednehmen

In Windeseile hatten sich die zahllosen Clans in alle vier Himmelsrichtungen zerstreut, ohne sich auch nur zu verabschieden. Eine Gewohnheit, die den Wüstenbewohnern eigen ist, obwohl sie sich gern ausgiebig begrüßen, wenn sie sich dann eines Tages wiedertreffen.
Die Nomaden hassen Abschiede seit altersher, fast so, als sei die offene Zurschaustellung von Traurigkeit beim Auseinandergehen ein Zeichen von Schwäche, unwürdig für Menschen, die von Kindesbeinen an gelernt haben, dass innere Stärke ihre wichtigste Waffe ist. Nur mit ihr können sie sich in der harten Umgebung, in der sie zu leben gezwungen sind, behaupten.
Es scheint fast so als hätte das Wort Lebewohl keinen Platz im Leben der Wüstenbewohner, obwohl sie eine Vielzahl von Ritualen besitzen, um sich zu begrüßen und ihre Gastfreundschaft, bei der sie selbst Fremden ihr gesamtes Hab und Gut zur Verfügung stellen, geradezu sprichwörtlich ist.
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 Buch Im Reich der Koenigin  von Saba

Im Reich der Königin von Saba

Carmen Rohrbach

Broschiert - 256 Seiten -
NG Taschenbuch
Erscheinungsdatum: Januar 2000
ISBN: 978-3492401791

Über die Wüste

Wiederholt erkläre ich (meinen Begleitern), dass ich nicht so schnell vorankommen will, der Weg sei das wichtigste für mich, je langsamer, um so besser. Sie verstehen zwar, was ich meine, können sich jedoch nicht umstellen. Zu tief sind in ihnen die Erfahrungen von Generationen verwurzelt, als es darauf ankam, Karawanen in kürzester Zeit an ihr Ziel zu bringen".

„Der Abschied von der Beduinenfamilie ist wie üblich knapp und kühl. Eigenartig, man wird willkommen geheißen wie ein Freund, aber man geht wie ein Fremder. Während Ankommende freudestrahlend mit warmherzigen Umarmungen, unentwegtem Händeschütteln und großzügiger Bewirtung begrüßt werden, sagt man zum Abschied einfach ma´a-salama und geht auseinander. Bevor man noch den Rücken gewendet hat, kehren die Leute an ihre Alltagsarbeit zurück. Es gibt sogar einige Besucher an unserem Lagerfeuer, die sich grußlos entfernen.

Über die Stille und Einsamkeit

Die meisten Menschen wird die Monotonie, die trostlose Einförmigkeit abstoßen (...). Auf mich übt es einen besonderen Reiz aus. (...) lässt mich die Unermesslichkeit des Raumes und der Zeit spüren Weitab von der Menschenwelt ist man dem Himmel so nah. Alles Beengende verschwindet. Die sonnenüberflutete Fläche zieht mich in ihren Bann, die klare Luft füllt mich aus, und mir ist, als sei ich ein Weggenosse des Windes geworden.

Allgegenwärtig sind Wind und Stille. Die Welt scheint in einer Schale des Sachweigens zu ruhen.

Es kommt mir nicht in den Sinn, mich einsam zu fühlen. Noch nie habe ich mich in der Natur einsam gefühlt. Im Gegenteil, erst wenn kein anderer Mensch in meiner Nähe ist, kann ich die Natur erleben und mit ihr verschmelzen. Es geschieht wie von selbst, wie das Keimen von Pflanzen, wenn die Bedingungen stimmen.

Über Emotionen und Gedanken

Nach der kurzen Dämmerung legt sich die Nacht mit ihrer eisigen Kälte schwer über die Erde, und es scheint, als sei die Sonne für alle Zeiten erloschen. Starr spannt sich das glitzernde Band der Milchstraße über den samtschwarzen Himmel. Die Sichel des Mondes liegt auf dem Rücken und gleicht einem zerbrechlichen Boot, das durch die Unendlichkeit gleitet. Einer Ahnung von der Unerbittlichkeit des Universums lässt mich erschauern. Ungeschützt ist unsere Existenz auf Erden, gefährdet sind wir in der Heimatlosigkeit des Kosmos. Bedeutungslos fristen wir eine kurze Zeit unsres Daseins, das ein zufälliges Geschick lebensmöglich gestaltet hat, immer nah am Abgrund. Die Morgendämmerung setzt uns eine weitere Frist. Ein neuer Tag beginnt, als sei er das Versprechen für eine bessere Welt.

Es ist ein All-eins-sein mit sich selbst und dem Kosmos. Dieses mystische Erleben kann wie eine Erleuchtung wirken, als würde der Mensch Gott begegnen. Vielleicht sind diese Empfindungen der Grund, dass Religionen in den weiten der arabischen Wüsten ihren Anfang nahmen, wie Judentum, Christentum und Islam.
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 Buch Zu zweit gegen die Sahara

Zu Zweit gegen die Sahara

Michael Asher

Taschenbuch - 368 Seiten
Piper
Erscheinungsdatum: 2001
ISBN: 978-3492233316

Über die Wüste

...sowie man die Wüste verließ [...] träumte man ruhelos von der Rückkehr dorthin.

Über Emotionen und Gedanken

Wie alle Menschen vor mir sinnierte auch ich über die Unendlichkeit der Zeit und die Bedeutungslosigkeit des Menschen. Die Wüste schien einem beständig solche Gedanken einzuflößen.

Der Sand gibt einem das Gefühl der Freiheit [...] Die Leere des Sandes rührte an etwas zutiefst Sinnliches.
Ich kann nur sagen, dass ich einer echten religiösen Erfahrung nie näher kam als in diesem intensiven Gefühl der Einheit mit der Natur.

Sandsturm

Die Hitze war mit voller Wucht zurückgekehrt, und ein heißer Wind zerrte an uns, versengte den Sand und ließ Sandschleier aufstieben, die wie Wellenschaum am Himmel dahinrasten und die Sonne verdunkelten [...] Schwaden silbrigen Staubs begannen über den Boden zu fegen [...] Es bildete sich ein Klumpen roter Kumuluswolken, der sich in eine Klaue aus [...] Staub entwickelte.

Buch In der Stille des Sandes

In der Stille des Sandes

Carla Perrotti

Broschiert - 240 Seiten
Malik National Geogrophic
Erscheinungsdatum: März 2008
ISBN: 978-3492403214

Über Emotionen und Gedanken

Es ist der Augenblick der Wahrheit. Die Wüste und ich - wir sind allein mit uns.Werde ich diese Naturgewalt, diesen Ozean aus Sand aus eigener Kraft begreifen, den bisher noch niemand verstanden hat? Werde ich lernen zu verstehen, wenn sie zu mir spricht, ihre Geheimnisse enträtseln und ihre Regeln akzeptieren? Und wird sie im Gegenzug mich akzeptieren, sich mir öffnen? Oder bleibt sie für mich - wie für alle anderen- die ewig Unergründliche?

Das innere Gleichgewicht erreicht man am besten allein.

Disziplin ist eine der Grundregeln für den Erfolg – vor allem in der Wüste.

Ich habe die überwältigen Gefühle durchlebt, die Einsamkeit geben kann, vor allem aber habe ich gelernt, dass dies ein positiver Zustand ist, der nichts mit „verlassen sein" zu tun hat, womit wir diesen Begriff allgemein verbinden. Einsamkeit hat mich gelehrt, mich selbst zu finden, und hat in meinem Fall nicht wenig dazu beigetragen, mein Leben zu bereichern.

In der Einsamkeit der Wüste habe ich stets bereits an das nächste Abenteuer gedacht.
Allein diese Farbe [des Sandes] gibt mir das Gefühl einer warmen Umarmung, und endlich finde ich die Ruhe und Konzentration, die ich bisher vermisst habe. Ich beginne mit der Wüste zu sprechen.
Ich weiß nicht, ob ich jemals in der Lage sein werde, [...] die Gefühle, die diese Wüste in mir auslöst, vollends mitzuteilen – die Wüste ist für mich nicht allein ein geologisches Phänomen, sondern eine sehr persönliche Erfahrung.

Ich sinke auf die Knie, lache vor Glück und rufe der Wüste zu: „Danke! Das werde ich dir nie vergessen!"

In diesem Moment habe ich alles, was ich mir wünsche. Ich bin rundum zufrieden. Ein unbeschreibliches Glück.

Über die Wüste

Das Wichtigste ist, vorwärtszukommen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Aber das ist leicht gesagt, denn eines ist gewiss: Diese Wüste verzeiht keinen Fehler - auch nicht den geringsten.

Die endlose Weite des Dünen-Ozeans [der Takla Maka] erstreckt sich bis zum Horizont und weiter. Ihre Silhouetten sind weich geschwungen und von atemberaubender Schönheit. Ich fühle mich klein und unbedeutend angesichts dieser spektakulären Kulisse. Ich betrachte das Naturwunder mit dem gebotenen Respekt und spüre die magische Faszination, die von dieser Wüstenzone ausgeht. Ich fühle, dass sie mich ruft, mich einlädt, näher zu kommen, auch wenn meine innere Stimme zur Vorsicht mahnt, mich warnt, ihrem Lockruf nicht zu erliegen: „Bleib wachsam und konzentriert...!"

Ich reinige die Wunde [eine Blase am Fuß] mit etwas Wasser und denke dabei an den Rat meiner Nomadenfreunde, Begleiter meiner Unternehmung in der Ténéré: Nur mit Hilfe der Wüste, niemals gegen sie, kann man jede Schwierigkeit überwinden. Ich stecke den Fuß vorsichtig in den kühl gewordenen Sand, um die Wunde zu trocknen und zu reinigen, und verspüre sofort eine Linderung.

Das Panorama, das sich auf dem Dünenkamm vor mir ausbreitet, ist atemberaubend schön. So weit das Auge reicht, verliert sich der Horizont in der Unendlichkeit. Ich blicke auf ein aufgewühltes Wellenmeer aus Dünen, dicht an dicht. Die weichen, sanft geschwungenen Formen suggerieren ständige Bewegung in dieser in ihrer makellosen Vollkommenheit geradezu unwirklichen Weite. [...] Nichts bewegt sich. Alles ist still.

Es ist sieben Uhr abends, der magische Augenblick des Tages. Ich sitze vor dem Zelt, genieße das letzte Abendlicht, bevor die Sonne hinter den Dünen versinkt - wie eine Art Ouvertüre, bevor die langen Stunden in Kälte und Dunkelheit beginnen.

Abschied von der Wüste

Ich bereite mich gefühlsmäßig bereits auf den schweren Moment vor, in dem ich von der Wüste Abschied nehmen muss. Ein Abschied, der dieses Mal endgültig ist. [Ich] habe mich stets vor diesem Moment gefürchtet. [...] Gefühle wie diese gehören einfach dazu, stehen nicht im Gegensatz zum Erlebten, sondern sind ein notwendiger Teil des Ganzen.

Ich baue zum letzten Mal mein Lager auf [...] und halte Zwiesprache mit der Wüste. Viel bleibt nun nicht mehr zu sagen. Bei einer so großen Liebe ist nach zwölf Jahren jedes Wort überflüssig. Mit einem Mal erfasst mich doch noch ein heftiger Trennungsschmerz, und ich breche in Tränen aus [...] Dann krieche ich ins Zelt und bereite mich auf die letzte Nacht vor – allein, aber nicht einsam.
Ich wende mich noch einmal der Wüste zu. Mit dem Rucksack auf dem Rücken knie ich mich [...] nieder und danke ihr, während mir unter dem Chech die Tränen übers Gesicht rinnen. Ich versenke die Hände in den Sand und führe eine Handvoll zum Abschied an die Lippen. Ein wichtiges Kapitel meines Lebens geht hier zu Ende. Das Schicksal will es, dass ich nach zwölf Jahren meinen Traum vollständig verwirklicht habe. Und einen Augenblick lang [...] erlebe ich noch einmal jeden Moment der Erschöpfung und der großen Gefühle, der Freude und der Schmerzen, und bereue nichts. Sie sind ein Schatz, den alle Güter der Welt nicht aufwiegen können und der mir nie mehr zu nehmen ist – ein wertvolles Gut, das ich freudig mit jedem teile, der die Wüste liebt und schätzt, so wie ich sie geliebt und geschätzt habe. Dank [...] der Wüste [...] habe ich verstanden, dass Alleinsein auch ein Privileg sein kann. Es hilft uns das Beste in uns selbst zu entdecken.


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