kleines Kind steht vor zwei Dromedaren

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Keines dieser Bilder wurde je für Geld oder zu Geld gemacht. Es entstanden im Laufe der Zeit einige Tausend. Umso erstaunlicher ist es, dass auch nach langen Jahren das Betrachten jedes Einzelnen in mir ähnliche Gefühle hervorruft wie seinerzeit beim Betätigen des Auslösers: Ergriffenheit, Erstaunen, Traurigkeit, Erschöpfung, Dankbarkeit, Glück.

Neben der Notwendigkeit, auch die Fotoausrüstung auf wenige Gramm zu minimieren, waren es diese Emotionen, die mich zur Kamera greifen ließen ohne mich nach den Regeln von Belichtung, Proportionalität und Bildgestaltung zu richten. Schon deshalb sind sie nicht spektakulär genug und dadurch ebenso wenig verkaufbar wie die darin verborgenen Erinnerungen an Gefühle verkäuflich sind.

Bergoasen

Abweisend liegen sie da: die Bergoasen Tamerza, Mides und Chebika. Einem gewaltigen Drachen gleich, langgestreckt, auf dessen zackigem Rücken die tunesisch-algerische Grenze verläuft. Schroff. Als wollten die Berge die Unwirtlichkeit der sie umgebenden Wüstensteppe noch verstärken. Sie sprechen dem Vorüberziehenden keine Einladung zum Verweilen aus.
Doch ignoriert er dies und dringt in ihr Inneres ein, geben sie ihr großes Geheimnis preis: Wasser in Hülle und Fülle, Bächlein, Kaskaden, kühlender Schatten, Vogelgezwitscher, üppige Pflanzen in saftigem Grün: Leben!

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Pflanzen

In der Heimat der Grüntöne nehmen „wir aus dem Norden" selbst schier endlose Wiesen, Weiden und Almen kaum noch bewusst war.
Doch beim Gehen in der Wüste vermag es schon ein einziger grüner Halm, uns zum Stehen und Staunen zu bringen. Kleinste Blüten stehlen nun nordischen Raps- und Sonnenblumenfeldern die Schau. Lediglich die Pflänzchen, die die harte, ausgedörrte Sandkruste sprengen, erinnern an heimische Gräser, die sich durch den Asphalt des Fahrradweges bohren. Alles will ans Licht, alles will sein Leben zeigen.
Selbst der tote Halm zeichnet noch im Wind den Umkreis seines vergangenen Lebens.

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Spuren

Nichts. Kein Halm, kein Laut, nichts. Allein. Ganz allein. So fühle ich mich – doch dieses Gefühl trügt. Ein Fennek, eine Viper, ein Sonnenseherschwarzkäfer, eine Zecke, ein Fransenfinger. Sie alle müssen gerade eben hier gewesen sein, hören, sehen, fühlen, beobachten mich wahrscheinlich mit feinsten Sinnen. Mir bleibt nur der Blick auf ihre Spuren. Und wenn ich Glück habe, entsteht ein inneres Bild ihres Aussehens. Dann blicke ich wieder in die Weite des Sandes und bin erneut – allein.

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Sandsturm

Plötzlich wird die lupenreine Klarheit der Luft kaum spürbar eingetrübt. Die gewohnte leichte Brise wird zu einem drängenden, atemlosen Wind ohne Pause. Die Sonne verwandelt sich je nach Farbe des Sandes in eine mattgelbe bis dunstigrote Scheibe. Schemenhaftes Licht kündigt ein großartiges Ereignis an. Gerade lag die unendliche Sanddünenlandschaft wie ein erstarrtes Meer um mich herum. Jetzt kommt Leben in dieses Bild, das nun zum Film wird. Die Wellen scheinen sich aufzubäumen, Gischt jagt über die Dünenkämme. Die Sicht verkürzt sich auf wenige Meter. Nichts, gar nichts, bleibt mehr bei uns, wenn es nicht fest angebunden ist. Keine Brille, keine Landkarte, kein Tuch, kein Zelt. Jetzt heißt es zusammenbleiben, sich nicht aus den Augen verlieren. Sich dieser gewaltsam verordneten Pause hinzugeben. Auszuharren. Oft stundenlang...

"Die Sonne war unumschränkte Herrscherin der Zeit. Nur in dieser Woche verzichtete sie auf ihr Recht und verbarg sich unter dem Schleier des Windes. Der Harmattán fegte mit Hilfe seines treuen Verbündeten, des Sandes, jegliche Spur von Leben vom Angesicht der Erde." aus: "Bocanegra" von Alberto Vázquez-Figueroa
"Wie auf Bestellung schiebt sich eine milchig weiße Dunstschicht vor den bisher klaren, blauen Himmel - das untrügliche Zeichen eines nahenden Sandsturms. Mit einem Mal wird die über allem lastende Hitze von einem ebenso heißen Wind aufgewirbelt, der in Sekundenschnelle riesige Staubwolken aufpeitscht, die die restliche Sonne verdunkeln." aus: "In der Stille des Sandes" von Carla Perrotti

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Weitere Galerie-Themen in Vorbereitung

 

Michael Kuntze schaut durch Fernglas

 

Michael Kuntze wird fotografiert