Kochen in der Wüste

Mit Rucksack

Fertig! Der Rucksack ist gepackt. Mittlerweile geht es zügiger – nach jahrelanger Erfahrung gibt es eine Packliste, die nach einer Wanderung kaum noch ergänzt werden muss. Jedes Teil ist erprobt und hat sich bereits mehrfach bewährt. So werden gerade die kleinen, aber speziellen und wichtigen Sachen nicht vergessen. Die roten Kilogramm-Ziffern der Gepäckwaage am Hamburger Airport werden eine „12" anzeigen:
Moskito-Dome (ein in sich geschlossenes, heringloses Moskitonetzzelt zum Schutz gegen Schlangen und Skorpione, das aber den Blick zum Sternenhimmel zulässt), LeichtLuMa, sehr warmer Schlafsack. Kaum Kleidung. Das meiste trage ich ohnehin bei der Abreise im kalten November oder März am Körper: Funktions-T-Shirts, leichte weite Hose, Schesch (ca. 6 m langer, leichter Baumwollschal als Sonnenschutz für Kopf, Gesicht, Nacken). 3 Wassersäcke zu jeweils 4 Litern.
Die wenigen für Tunesien erforderlichen Papiere. Flugtickets.
Navigationszubehör wie GPS mit zahlreichen Ersatzbatterien, aber auch Kompass, Fernglas, Zirkel, Geodreieck, Bleistift, Oktavheft, einen kleinen in Plastikfolie eingeschweißten Teilausschnitt einer TPC (Tactical-Pilotage-Chart) und: eine, besser, zwei Kopien davon. Das letzte Mal wurde beim Sandsturm eine Karte davongetragen und mit ihr sogar die Gletscherbrille, die rundherum abgedichtet das Sehen auch dann ermöglichen sollte, wenn sich in diesen Sandstürmen die Wüste in die Luft zu erheben scheint.

Kleinste starke Taschenlampe. Sturmstreichhölzer. Einziges Essgeschirr: ein Löffel, ein großere Emaille-Becher. Er ist außen tief rußgeschwärzt. Immer noch riecht er intensiv nach bescheidenen Feuern aus den wenigen abgestorbenen Zweiglein, die ich während des Gehens finden und aufheben werde. Vielleicht. Denn nur dann wird es abends etwas Warmes geben können: eine Tütensuppe, ein Tee. Einziger Luxus: ein Dreiviertelliter hochprozentiger Schottischer Single Malt (natürlich zuhause aus der schweren Glasflasche in eine Plastikflasche umgefüllt). Stilbruch. Was soll´s!
Kulturtasche und deren Inhalt sind so überflüssig wie große Erste-Hilfe-Kästen und Handys.
Ohne Funkturm – kein Handyempfang. Gut so. Wieder Gewicht eingespart.
Es reicht in der Regel die Zahnbürste mit Minizahncremetube. Es geht abends und morgens um den „guten Geschmack". Wasser wird getrunken und nicht verwaschen.
Erste Hilfe hingegen beschränkt sich auf wenige – bisher noch nie genutzte sehr starke - Schmerztabletten und vor allem: Pflaster und Verbandsstoff. Ich habe mich durch viele Pharmakonzerne „geklebt" und fast alle Produkte „verpflastert". Jetzt weiß ich endlich, welche für mich die richtigen sind. Abends vorm Abflug wird bereits jeder Zeh einzeln in ihnen verpackt. Vorbeugend. Blasen sind quälend – doch ist ihnen leicht vorzubeugen!
Nicht zuletzt mit alten eingelaufenen Schuhen. Knöchelhoch, profiliert, als Obermaterial luftiges Leinen. Ich kann mich noch nicht von ihnen trennen, so strapaziert sie auch aussehen mögen. Doch sie passen. Gehören genau zu diesen Füßen, auf die es so sehr ankommen wird auf den nächsten 100 Meilen im Sand. Ab morgen...

Micheal Kuntze mit Rucksack
 
 
Gestapelte Rucksäcke
 
 
Dierk Rucksack