kleines Kind steht vor zwei Dromedaren

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Kiew

Der Flieger startet mit einiger Verspätung am frühen Nachmittag. Richtung Kiew. Da noch
eine Stunde drauf gerechnet werden muss, bin ich trotz eines gut zweistündigen Fluges erst
gegen 17 Uhr in der Ukraine. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Sicherlich liegt das daran, dass
ich hier einen absolut warmen Frühlingstag erlebe. Der schon im Voraus organisierte
Taxifahrer legt die knapp sieben Kilometer des innerstädtischen kleinen Flughafens zum
Hotel Ukraine im Zentrum der Stadt in etwa 20 Minuten zurück. Die Stadt macht einen
absolut geordneten, nicht überfüllten und lebensfrohen Eindruck.
Dann stehe ich vor dem riesigen Hotel direkt am Majdan Platz. Ich habe es gewählt, weil es
zentrumsnaher nicht geht. Und weil es, obwohl ist das erste Hotel am Platz ist, die Nacht
noch nicht mal 40 € mit Frühstück gekostet hat. In den Internet Besprechungen war noch
vom einem eher leicht verkommenen, plüschigen, kommunistischen Eindruck die Rede,
davon merke ich aber nur noch in der dritten Etage etwas. Ab der vierten ist alles renoviert,
und ich habe ein traumhaftes Zimmer im fünften Stock. Ein Zimmer, in dem es sich
wunderbar wohnen lässt und wo man gern am Fenster sitzt und auf die Stadt herunter
schaut.
Doch ich packe noch nicht einmal aus, ich möchte noch dieses schöne Wetter nutzen, um
sofort die ersten Begegnungen mit einigen Sehenswürdigkeiten in der Umgebung zu
machen. Schon an der 59 Meter hohen Unabhängigkeit Säule fallen mir unzählige Fotos auf,
ja große Plakate, vermutlich von gefallenen Soldaten des aktuellen Krieges mit Russland.
Später in der Nähe des Michaelisklosters sind ganze Wände mit Hunderten, vielleicht sogar
Tausenden von Fotos und Namen plakatiert, und davor liegen viele, viele Blumensträuße
und Kerzen.
Typisch für Kiew sind natürlich die vielen goldenen Kuppeln. Meine erste Begegnung hiermit
mache ich im nahegelegenen Michaeliskloster. Die Mönche sind so, wie man sich die aus
orthodoxen Filmen vorstellt: ganz lange Haare, lange Bärte, diese speziellen Mützen,
schwarze Kleidung. Und natürlich höre ich sofort diese berührenden Gregorianischen
Gesänge aus den einzelnen Kirchenteilen. Vorwiegender Farbton Gold. Die Frauen können
sich am Eingang Tücher abholen und sie sich über die Haare legen, wenn sie nicht ohnehin
schon welche dabei haben. Dauernd wird sich bekreuzigt. Weihrauchgeschwenke. Diesen
östlichen Teil Europas habe ich ja noch nie bereist, weshalb ich dauernd denke, dass ich im
Film bin. Gesehen und gehört hat man das alles irgendwie schon mal, aber meistens nur in
Dokumentarfilmen. Jetzt bin ich selber in der Realität hier. Aber kaum geht der einzelne
Priester beziehungsweise Mönch aus der Predigt und aus der Kirche heraus, steht auch er
schon mit seinem Handy in der Sonne und dattelt daran rum. Sehr weltlich. Man scheint hier
auch nur immer kurz an irgendwelchen Predigten teilzunehmen, mitzubeten, sich zu
bekreuzigen und dann wieder zu gehen. Keine Kirche hat irgendwelche Bestuhlung.
Ich gehe mittlerweile in der Dämmerung durch einen Park zurück, in dem wohl immer noch
irgendwie die Reste des Osterfestes begangen werden. Es soll das größte Fest sein. Überall
das Symbol des Eis. Vorher war aus Draht auch noch ein etwa 2 Meter hoher und 20 Meter
langer Tunnel gebaut worden, an dem unzählige Eier hin und durch den vor allen Frauen
gehen und diese Eier immer berührten. Was das sollte, habe ich nicht verstanden. Schien
aber üblich zu sein.
Auf jeden Fall konnte man hier an einem der vielen Essensstände sich etwas holen. Da wurde
mir erst klar, wie günstig seit dem Verfall der Währung dieses Land für uns ist. Best belegte
Baguettes noch nicht mal für einen Euro. Schwierig gestaltete sich der Bierflaschen kaufen,
aber als ich einen unterirdischen Supermarkt gefunden habe, stelle ich auch hier fest, dass
die Flasche gerade mal 30 Cent kostete.
Ein großartiges Verkehrsmittel ist das U-Bahn Netz. Es gibt zwar nur drei Linien, aber eine
davon fährt große Strecken über Tage. Weil ich sie im Laufe meines Aufenthaltes mehrfach
nutzen will, um die Stadt so kennenzulernen, kaufe ich gleich 20 Eintrittskarten. Diese 20
kosten wieder nur gerade mal knapp drei Euro. Aber was bedeutet das? Oben am Tageslicht,
geht man mit einer Eintrittskarte durch ein elektronisches Gatter. Dann fährt man über 100
Meter tief In die Erde herab. Es ist die tiefste U-Bahn der Welt. Ich habe mal die Zeit
gestoppt. Eine Rolltreppe brauchte für diesen Weg 2 Minuten und 20 Sekunden. Dabei
fahren sie deutlich schneller, als wir es von Hamburg gewohnt sind, wahrscheinlich um Zeit
einzuholen. Wenn du oben auf der ersten Stufe stehst, wird dir wirklich schwindelig, wenn
man in die Tiefe herabschaut. Ja, und nun kann man in dem unterirdischen System so lange
fahren und so oft umsteigen wie man will. Die Karte ist erst abgelaufen, wenn man oben
irgendwann mal wieder durch eine Absperrung raus geht. Ja, richtig, ich habe viel zu viele
Eintrittskarten für meine relativ kurze Zeit. Aber ich weiß ja schon jetzt, dass ich mit
Sicherheit mit Frauke hier im Sommer noch einmal herfahren möchte. Mit anderen Worten,
eine U-Bahn Fahrt kostet letztlich gerade mal 13 Cent.
Leider gibt es auch den Zigarrenclub in einem grossen Hotel nicht mehr, von dem ich im
Reiseführer gelesen hatte. Wird also schwierig mit dem Rauchen. Draußen auf den
öffentlichen Plätzen und drinnen sowieso geht absolutes Rauchverbot. Nun ja, ich werde
diese kurze Zeit auch darauf verzichten könnte.
Interessant sind auch die Unterführungen unter den sehr breiten großen Straßen hier. Da es
kaum Zebrastreifen gibt, kann man die Straßen nur mittels dieser Unterführungen
unterqueren. Kaum hat man die Stufen nach unten zurückgelegt, betritt man eine Stadt
unter der Stadt. Unzählige kleine Geschäfte, Stände, ja sogar Bier-Ausschank und
Coffeeshops, befinden sich hier. Allerdings fensterlos und in relativ abgestandener Luft. Wer
hier arbeitet, sieht nie das Tageslicht.
Ich trinke mein Bier und esse mein Baguette oben im Zimmer über dem Majdan Platz. Ich
freue mich auf den morgigen Tag. Hoffentlich gibt es wieder so schönes Wetter.
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Und es ist schön! Früh mache ich nach einer guten Nacht auf. Ich glaube, es ist kurz nach
sieben als ich mein Frühstück einnehme. Viel hat es mit unseren Frühstück nicht mehr zu
tun. Es ist auch nicht unbedingt lecker oder mein Ding. Aber ich esse es und ich kann
losziehen. Als erstes mache ich mich auf den Weg zur Hauptattraktion von Kiew. Dazu
benutze ich zum ersten Mal die U-Bahn. Wenn man sich ein wenig An die kyrillische Schrift
gewöhnt hat, kann man auch immer nachverfolgen, in welcher Station man sich gerade
befindet. Außerdem denke ich ja immer wieder, dass es stets hilfreich ist, in einer Großstadt
ohnehin groß geworden zu sein. Deswegen kann man Systeme auch in anderen großen
Städten schnell nachvollziehen.
Ich besuche also das Höhlenkloster Lawra, dass einige Kilometer Vom Zentrum entfernt liegt.
Es gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Weltweit seinesgleichen sucht der unterirdische
Katakombenkomplex. Auf ihn war ich am meisten gespannt. Aber zunächst einmal war ich
fassungslos von der Anzahl der Kirchen und Türme und goldenen Kuppeln. So etwas habe ich
noch nie in diesem Ausmaß gesehen. Gleich zu Beginn begrüßt einen der Große
Glockenturm. Er wurde 1745 von einem Architekten aus Hamburg Wandsbek erbaut.
Gewaltig. Aber auch die späteren Klosterkirchen und Kathedralen sind überwältigend. Ich
finde auch irgendwann den Eingang zu den Katakomben. Dazu muss man sich eine Kerze
kaufen, die man in der Hand trägt und steigt dann viele, viele Stufen in die Unterwelt herab.
Dort sind Gänge von ca. 50 cm Breite und 2 Metern Höhe. Total dunkel und mit vielen, vielen
Nischen, in denen die Särge mit Glasdeckeln stehen. Die Mumien von Kirchenfürsten liegen
darin. Offensichtlich ist dies so eine Art Pilgergang. Jedenfalls gibt es Leute, die jeden Sarg
küssen, dann mit der Stirn berühren und sich bekreuzigen. Da die Gänge so dunkel und
schmal sind, ohne jegliches elektrisches Licht, nur Kerzenlicht, kann man auch nur ganz
schwer überholen. Natürlich steht hier die Luft. Was einige Belüftungsgeräte erforderlich
macht. Immer wieder tauchen aus dieser tiefen Dunkelheit genauso dunkle Priester auf, dass
alles wirkt ziemlich unheimlich. Auch auf die zwei Meter Höhe kann man sich nicht verlassen,
denn mindestens drei, viermal stoße ich mir plötzlich den Kopf. Dennoch war es absolut
sehenswert, wenngleich ich froh war wieder an der Sonne zu sein. Nichts für jemanden, der
Platzangst hat.
Ich entferne mich zu Fuß noch weiter vom Zentrum. Ich habe schon vom Kloster aus eine
riesige silberne Statue gesehen. Dort will ich hin. Es handelt sich um das martialische
Monument Mutter Heimat. Hier liegt auch das Museum des großen Krieges. Alles wirklich
sehr gewaltsam, düstere Granitskulpturen, alte Panzer und Kriegsgerät. Und die Skulpturen,
die einerseits den Krieg verherrlichen, gegenüber dann aber Skulpturen mit Trauernden und
Toten zeigen. Gerade jetzt, wo die Ukraine im Krieg mit Russland liegt, ist das alles sehr
bedrückend. Umso unverständlicher, dass die Mütter immer wieder ihre kleinen Jungs, die
gerade mal drei, vier, fünf Jahre alt sind, auf Panzerrohre setzen oder sie im
Kampfhubschrauber, die dort herum stehen, spielen lassen und fotografieren.
Schließlich besuche ich auch noch das Ehrenmal für die Holodomor-Opfer. Das sind die Opfer
einer Hungerkatastrophe und eines kommunistischen Genozid aus den Jahren 1932/1933. In
dieser Zeit sollen Millionen von Ukrainern durch eine Hungerkatastrophe, aber auch durch
Verschleppung und Ermordung von Moskau aus getötet worden sein. Und dies, obwohl es
nicht zu einer Dürre oder einer schwachen Ernte kam, sondern weil man offensichtlich die
Ukrainer insgesamt vernichten wollte. Da schneiden die Russen natürlich nicht gut ab. Aber
nicht nur deswegen. Überall sind schlimme Schmähungen von den Russen und Putin zu
sehen. Zum Beispiel kann man überall Toilettenpapier kaufen, auf dem auf jedem Blatt das
Abbild von Putin gedruckt ist.
Allmählich geht mir die Puste aus. Es ist auch fast 12 Uhr. Aber ich steige noch einmal in die
Metro, um ihr An der Erdoberfläche über den Dnjepr_Fluss zu fahren. An der Endstation
steige ich aus und fahre die U1 wieder zurück bis zum Majdanplatz.
Es ist ziemlich warm, und ich bin froh als ich gegen Mittag erst einmal im Hotel duschen und
einen Mittagsschlaf machen kann.
Ich nutze meine U-Bahn Karten. Ich fahre zu etlichen U-Bahn-Stationen, um mir diese
anzuschauen. Einige sind noch tiefer unter der Erde, so dass ich nun schon zwei Minuten und
43 Sekunden brauche, um von der Erdoberfläche an den Bahnsteig zu gelangen und dies auf
einer einzigen Rolltreppe. Die U-Bahn-Station der Universität zum Beispiel ist mit
wunderschönen Marmorbüsten versehen. Ebenso sehenswert ist aber auch die UBahnstation am Theater. Sie ist mit demselben Porphyr-Stein verkleidet, der auch das Lenin
Mausoleum in Moskau in dunkelrote Feierlichkeit hüllt. Irgendwie ist die Leninbüste wohl
aus aktuellem Anlass verschwunden. Wieder einer anderen Metrostation wurde aus einem
Mosaik das Wort Kommunismus rausgehauen.
Irgendwann bin ich wieder in der Nähe vom Sophien-Kloster, wo sich nun ein Essensstand an
den anderen reiht. Mit durchaus vollwertigen Gerichten, also nicht nur Fastfood.
Offensichtlich findet hier auch einen Wettbewerb an bemalten Ostereier anstatt. Diese sind
in etwa jeweils ein Meter groß und tragen die unterschiedlichsten Motive. Ich wandere
zurück zum Hotel, trinke noch ein Bier und schlafe dann müde ein.
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Ein wichtiger Tag in einem ehemaligen kommunistischen Land, nämlich der Tag der Arbeit.
Und hier in den ehemals kommunistischen Ländern gilt, dass, wenn der erste Mai auf einen
Sonntag fällt, dann wird den Arbeitnehmern trotzdem der Montag als Feiertag geschenkt. Na
wenigstens etwas. Es ist noch wärmer als gestern. Ganz Kiew trägt die Farben blau gelb.
Überall ist es geschmückt, viele Frauen und Mädchen haben Haarkränze in den Haaren und
sich schick gemacht. Heute ist der richtige Tag, um draußen dick und fett zu picknicken. Das
wird auch hier in den vielen grünen Parks, die oft Springbrunnen haben, gemacht.
Überhaupt ist Kiew, jedenfalls der diesseitige Teil vom Dnjepr, sehr grün und mit vielen, sehr
vielen Grünanlagen versehen. Dies ist auch genau der Grund dafür, dass ich heute mal all die
Gebäude Gebäude sein lasse, und nur ganz langsam herumspazieren will.
Und: es ist Ostern, welches hier ja später aber viel intensiver gefeiert wird.
So gehe ich zu Fuß erst einmal durch eine riesige grüne Anlage hin zum Fußballstadion
Dynamo. Es hat hellblaue Plastik-Bestuhlung, sodass man von weitem den Eindruck hat, man
nähere sich einen riesigen Swimmingpool. Leider haben auch hier die Deutschen wieder viel
Unheil im Zweiten Weltkrieg angerichtet. Es steht zum Beispiel ein Denkmal von 2
ukrainischen ehemaligen Fußballern, die auf einmal während des Zweiten Weltkriegs, wo die
ukrainische Mannschaft immer wieder gegen die deutsche Soldatenmannschaft, die sich "
Flak-Elf" nannte, gewann, verschwanden. Hier finde ich auch die Kuss Brücke, eine sehr,
sehr hohe Brücke nur für Fußgänger, die eine tief unten liegende Straße überquert, und an
der die Liebespaare Vorhängeschlösser angebracht haben. Nun komme ich auch an dem
größten freistehenden Metallbogen Europas vorbei, dem Bogen der Völkerfreundschaft in
einer Höhe von knapp 70 m. Darunter stehen noch aus kommunistischer Zeit zwei riesige
Metallfiguren, nämlich ein Russe und ein Ukrainer, die den kommunistischen Bund
schlossen. Ich weiß nicht, was unter den Russen geschmiert wurde, unter dem Ukrainer ist
jedenfalls die gelb blaue Flagge gemalt. Gleich daneben steht der uralte Nationalrat, der vor
vielleicht 200 Jahren beschloss, dass die Ukraine zu Russland gehören sollte. Auch hier ist der
Russische Verhandlungspartner verunglimpft mit schwarzer Farbe.
Hier oben, am hohen Ufer des Dnjepr, muss ich Aleyna denken. Hier gibt es eine Station, wo
man sich in einen Sitzgurt schnallen und an ein Seil anklinken kann und dann sehr steil und
sehr, sehr weit über den riesig breiten Fluss gleiten kann. Man nennt es Zip-Lining. Die
Endstation auf der anderen Seite des Flusses kann man kaum erkennen so weit ist es. Das
würde ihr gefallen. Mir ist nur unklar, wie man wieder zurückkommt. Soweit ich weiß muss
man da mehrere U-Bahn-Stationen Umweg über eine Brücke zurückfahren. Aber ich muss es
ja zum Glück nicht tun. Wenn Sie allerdings dabei gewesen wäre, hätte ich dieses Problem
irgendwie klären müssen. Das ganze kostete nur knapp sieben Euro und sie hätte das
bestimmt machen wollen...
Ich gehe In der sonntäglichen Ruhe eine lange Straße in Richtung Stadtteil Podil, dem Mont
Matre von Kiew. Jetzt liegt gut sichtbar unter mir der Fluss mit seinen Schiffen und Brücken
Und natürlich wieder am Ufer immer mal goldene Flecken, die die Kuppeln von Kirchen sind.
Ich bin in diesem Stadtteil zu früh dran. Alles macht erst am Sonntag gegen 11 Uhr auf, und
so setzte ich mich auf einen kleinen grünen Platz, wo schon reichlich Leute beim Picknicken
sind. Soldaten fotografieren sich vor dem Springbrunnen, ein kleines Mädchen spielt auf
einem Klavier, das hier frei zugänglich steht und einfach aufgedeckt werden kann. Mitten im
Park, das ist schon eine tolle Szenerie.
Das tolle ist, dass es hier einen frei zugänglichen WiFi Hotspot gibt, so dass ich Internet habe
und diesen Bericht diktieren kann statt ihn mühsam zu tippen.
Ein paar Bemerkungen am Rande. Fahrradfahrer sind geradezu eine Seltenheit. Dafür steht
an fast jeder Ecke eine öffentliche Toilette. Auch gibt es unzählige kleine Mini Fahrzeuge mit
Espressomaschinen, sodass man im Grunde und jeder Ecke und überall einen Kaffee trinken
kann. Auch gibt es unzählige kleine Mini Fahrzeuge mit Espressomaschinen, sodass man im
Grunde und jeder Ecke und überall einen Kaffee trinken kann.
Schon zu Hause hatte ich mir wenigstens für den Spaziergang durch das Mont Matre von
Podil einen Schön-Wetter-Tag gewünscht. Den habe ich ja tatsächlich heute. Schönere Sonne
und Wärme könnte es nicht geben, um hier durch dieses gemütliche verkehrsarme Künstlerund Sceneviertel zu schlendern. Über kleine Kopfsteinpflasterstraßen reihen sich Stand an
Stand mit Gemälden, Kunsthandwerk und Antiquitäten. Wie gut, dass ich ausgerechnet ihr
Station machen kann, um ein frisches Bier und - unglaublich - auch eine Zigarre in der Sonne
rauchen zu können. Von einem Hügel, dem Andreasberg , herab blicke ich auf das Altkiew .
Es ist allerdings total restauriert und bietet eine herrliche Ansicht. Im Hintergrund höre ich
einen ukrainischen Volkssänger , der seine Darstellung anbietet , aber auch Westliche Musik
. Alles ist total entspannt und friedlich .Und immer wieder Leute irgendwo ringsum die
Glocken. Einerseits ist es hier wie bei uns, andererseits bin ich so weit weg von Deutschland.
Es ist mir schon ziemlich fremd, bin ich doch sonst immer nur in arabischen , afrikanischen
oder ähnlichen Ländern unterwegs gewesen . Das hat nun irgendwie sein Ende gefunden,
aber ich merke es gibt auch östlich von Deutschland noch sehr viel zu sehen. Insofern bleibt
für die Rentenzeit noch verdammt viel "zu tun". Ich habe bisher nur drei englisch sprechende
und einen deutsch sprechenden Touristen gehört. Ich glaube, dass sich der Westen dieses
Land noch nicht als Urlaubsland erschlossen hat. Natürlich macht dies das ganze Reisen
schwerer. Selten ist irgendein Schild oder ein Hinweis auf Englisch oder in unserer Schrift
geschrieben. Andererseits bleibt man hier als Fremder völlig unbehelligt. So vergeht die Zeit
und es fällt mir schon recht schwer weiterzuziehen...
Auf dem Weg zu irgendeiner Metro komme ich wieder an diversen kleinen Parks und
Spielplätze und vorbei. Hier mache ich etliche Fotos zum Thema Posing. Ich weiß nicht,
warum die Ukrainer das so machen, aber so was habe ich durchgehend durch alle
Generationen noch nicht gesehen. Man könnte stundenlang zuschauen und beobachten, wie
sich die Menschen vor was auch immer posen. Und das vor allen anderen Zuschauern.
Insofern war es auch einfach zu fotografieren. Jung und alt.
Mit der U-Bahn fahre ich zur Universität. Diese ist dunkelrot angestrichen, genauso wie der
Kreml. Das hatte der Zar mal zu Zeiten einer Studentenrevolution so angeordnet, weil diese
sich gegen die Einberufung gewehrt hatten. Bis heute hat man diese Farbe beibehalten.
Wundert mich eigentlich, weil man doch im Moment alles versucht, was russisch ist,
abzuschaffen.
Wieder ein Park. Diesmal sitzen an ganz vielen Tischen eher ältere Männer, die jeweils
Schach miteinander spielen. Oft sind die Züge Schlag auf Schlag. Nur Sekunden zum
Nachdenken.
Im Laufe des Tages kommen immer mehr festlich geschmückte Leute auf die Straße. Viele
Boulevard sind mittlerweile gesperrt, Tribünen aufgestellt noch mehr gelb blaue Farben. Da
ich etwas kloster- und kirchenmüde geworden bin, erspare ich mir das nahegelegene
Sophien Kloster, weil ich weiß, dass ich ja hierher wiederkomme und es mir dann anschauen
kann. Mich hält eine ellenlange Schlange am Kassenhäuschen davon ab. Dafür ist der Platz,
auf dem vorgestern nur wenige Leute waren, jetzt komplett gefüllt mit Menschen, die sich
diese unzähligen großen kunstvoll bemalten Eier anschauen. Überall ist Feststimmung. Was
wären wir ohne Google!! Ich habe nun endlich nachgeschaut und festgestellt, dass heute
nicht nur der Tag der Arbeitersolidarität sondern auch Ostersonntag ist. Die sind mit allem
etwas später dran. Sie feiern Ostern aber anscheinend als ein sehr großes Fest und sehr
ausgelassen. Überall Musikgruppen und Familien auf der Straße. Ich habe also wirklich
unverhofftes Glück gehabt bei meiner Reiseplanung. In jeder Beziehung...

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